Das minimalistische Design der Luxsystem-Leuchten eignet sich hervorragend, um eigene Leuchtenkörper daraus zu entwerfen. So wie die Sonderleuchten im Showroom auf dem Tacheles-Areal in Berlin-Mitte. Im Interview berichtet die Berliner Lichtdesignerin Anne Boissel, welche Inspirationen sie aus dem Design der SL 20.3 für ihre exklusiven Lichtkörper gezogen hat.
Tacheles-Areal Berlin
Aus Freude am Sonderleuchtenbau: Lichtdesignerin Anne Boissel gestaltet eigene Leuchten mit Luxsystem.
Hadler: Frau Boissel, Sie haben schon früh in Ihrer Karriere als Lichtdesignerin Sonderleuchten entworfen. Was bedeutet es für Sie, eigene Leuchten zu designen?
Anne Boissel: Ja, das stimmt. In den ersten Jahren als Lichtdesignerin habe ich viele Sonderleuchten entwickelt, vorwiegend für denkmalgeschützte Räume. Die Arbeit mit Sonderleuchten unterscheidet sich schon sehr zu der mit Standardleuchten: Im Sonderleuchtenbau arbeitet man viel detaillierter, oft im 1:1-Maßstab. Da muss jedes kleine Detail zu den räumlichen Gegebenheiten passen, die man vorfindet. Man muss sich noch stärker mit dem Bestand auseinandersetzen. Das ist aufwendig, aber auch extrem interessant. Es macht mir einfach Freude, projektbezogene Sonderleuchten zu entwickeln.
Hadler: Wie kam es zu diesem Sonderleuchten-Projekt im alten Tacheles?
Anne Boissel: Angefangen hat es 2019 mit einem ganz normalen Lichtplanungsauftrag. Im ehemaligen Theatersaal des Tacheles in Berlin sollte ein temporärer Showroom für gehobene Wohnimmobilien einziehen. Für den sollte ich ein Lichtkonzept erstellen. Damals plante ich vor allem mit Standard-Leuchten. Als wir 2021 innerhalb des Tacheles-Areals in andere Räume umziehen mussten, nahmen wir die alten Leuchten einfach mit. Aber wir fanden plötzlich eine andere Deckensituation vor: Statt mit einer abgehängten Decke waren wir mit sichtbaren Lüftungsrohren konfrontiert. Ich musste also kreativ werden, um die Einbauleuchten in Aufbauleuchten zu verwandeln und gleichzeitig Zubehörteile unterzubringen. 2023 mussten wir dann nochmal umziehen, wieder in Räume mit Rohdecke und silbernen Rohrverkleidungen. So wuchs mit jedem Umzug auch die Anzahl an Sonderleuchten.
Hadler: Das klingt nach einer Herausforderung.Wie sind Sie angesichts der veränderten Deckensituationen an das Lichtkonzept im 2. und 3. Showroom herangegangen?
Anne Boissel: Ganz grundsätzlich wünschten sich meine Auftraggeber von Anfang an ein Lichtkonzept, das sowohl zu ihrem bühnenartigen Präsentationskonzept als auch zu den ungewöhnlichen Räumlichkeiten passte. Die ehemaligen Theaterräume im Tacheles brachten durch ihren teils abbröckelnden Putz an Wand und Decke eine ganz eigene Grobheit mit, eine Art Industrial Look, der in starkem Kontrast zu den High End-Wohnungen stand, die dort vermarket wurden. Meine Idee war, diesen Kontrast mit den Leuchten noch zu betonen, also auch das Leuchtendesign grob zu gestalten.
Hadler: Was bedeutete das konkret für das Design der Sonderleuchten?
Anne Boissel: Die Decke mit den vielen Rohren war ein wunderbarer Fundus an Inspiration, der mir bei der Umdeutung der alten Leuchten in Aufbau- und Pendelleuchten half. Mein Gedanke war, die silberne Rohrkonstruktion in den Leuchten weiterzuspielen, indem die Gehäuse aus ähnlichen Materialien gebaut werden. So wurde die Form im Grunde vom Zubehör bestimmt, das versteckt werden musste. Daraus entstanden auch die gehämmerten Blechreflektoren für die drei Luxsystem Sonderleuchten.
Hadler: Und wie sehen diese drei Luxsystem Sonderleuchten genau aus?
Anne Boissel: Da gibt es zum einen die SL 20.3 in verschiedenen Lichtfarben als horizontale Pendelleuchte, die den Charakter der Lüftungsrohre weiterführt. Und dann eine Art Kronleuchter aus vertikal montierten SL 20.3 Leuchten, mit dem gleichen Reflektor, Rücken an Rücken montiert. Dabei stoßen die Bleche nicht aneinander, sondern bilden immer eine Fuge aus, so dass sich ein Rhythmus aus Hell und Dunkel ergibt. Die dritte Sonderleuchte besteht aus einem schwarzen, breiten Rahmen, auf den vier SL 20.3 mit einem gefalteten Rückreflektor aufgesetzt sind. Dazwischen sitzen Strahler, die ebenfalls einen groben Gehäusekasten bekommen haben. Alles in allem also sehr ungeschliffene Designs. Und eine ziemliche Bastelei.
Hadler: Bastelei? Das klingt sehr hemdsärmelig.
Anne Boissel: (lacht)Ja genau, so war es auch. Es war sprichwörtlich ein Guerilla-Sonderleuchtenbau. Schließlich hatten wir für das Material nicht viel Budget. Auch eine Werkstatt gab es nicht. Alles wurde direkt auf der Baustelle zusammengebaut. Deshalb musste ich die Gehäusekonstruktion auch entsprechend simpel entwerfen. Von einem Halbzeug-Hersteller habe ich die Reflektoren aus einem Hammerschlag-Dekorblech kanten lassen. Das war ein ganz grob bearbeitetes Standardmaterial, ohne verschweißte Ecken und ohne Bohrlöcher für die Kabelführung. Dann gab es vor Ort zwei Holzböcke mit Platte als Werkbank und ein Team von ungelernten Arbeitern, denen ich gesagt habe, „so, bitte hier durchbohren“. Ganz unkonventionell. Für die Pendelleuchten haben wir ganz einfache Reutlinger-Abhänger genommen.
Hadler: Wie war Ihre Erfahrung, aus der SL 20.3 Sonderleuchten zu entwerfen?
Anne Boissel: Es fiel mir ziemlich einfach, mir für die SL 20.3 etwas Neues einfallen zu lassen. Schließlich haben die Lichtlinien ein ganz reduziertes, unaufdringliches Design, das viel Freiraum lässt, etwas Eigenes daraus zu machen. Im Grunde wie eine nackte Leuchtstofflampe. Oder eben das Halbzeug-Material. Deswegen passten beide auch so gut zusammen.
Hadler: Eine wunderbare Art also, Leuchten aus einem alten Projekt weiter zu verwenden.
Anne Boissel: Und genau die Richtung, in die wir uns hinbewegen müssen: zu mehr Re-Use. In der Architektur wird schon länger gefordert, dass wir mehr mit dem Bestand arbeiten müssen. Die Auseinandersetzung mit dem, was wir in einem Projekt vorfinden, bringt so viel Lebendigkeit in den Entwurf rein. Klar ist es mehr Planungsaufwand, aber es wird belohnt: mit Spaß am Planen und mit einzigartigen Leuchten. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich mich in diesem Projekt wieder einmal dem Thema Sonderleuchtendesign widmen konnte. Das hat mir auch richtig Lust gemacht, in diese Richtung wieder mehr zu entwerfen.
Projekt
Sonderleuchten von Anne Boissel für Tacheles-Areal.
Fotografie
Andrew D. Alberts, Berlin
Leuchtentyp
SL 20.3 LED





